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Kiar

Alle paar Jahre stehen die Straßen am Westerländer Bahnhof nach extrem starken Regenfällen unter Wasser. Die Ursache dafür glaubt man auch wissen: Die Entwässerung der Stadt Westerland ist völlig unzureichend. Ist das aber der einzige Grund?

Es könnte noch einen weiteren Grund geben. Wasser fließt normalerweise der Schwerkraft folgend bergab. Diese Erklärung ist natürlich völliger Quatsch, denn auf Sylt gibt es gar keine richtigen Berge. Steht man aber an der Kreuzung Norderstraße - Nordhedig und blickt entlang der Norderstraße nach Süden, so erkennt man, dass man hier einige Meter höher steht als an der Kreuzung Norderstraße - Brandenburger Straße. Der höchste Punkt des Westerländer Stadtgebiets liegt im Nordosten etwa am “Ringhoog”. Die Alten errichteten hier schon vor Jahrtausenden einen Tinghügel. Der niedrigste Punkt liegt nur knapp über Meereshöhe und befindet sich ungefähr am Bahnhof. Das ist auch der Grund, weshalb bereits vor einigen Jahrzehnten kluge Menschen dafür sorgten, dass südlich von Westerland die alte Deichlinie (Seedeich) wieder instandgesetzt und verlängert wurde. Bei einem Bruch des Nössedeichs während einer Sturmflut, könnte sonst das Stadtgebiet um den Bahnhof meterhoch unter Wasser stehen. Zuletzt war das 1925 der Fall, als das Wasser bis in die Deckerstraße lief.

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Überschwemmung in Westerland. Die Stephanstraße vor dem Inselbahnhof steht unter Wasser. (Foto: Sylter Rundschau vom 2.8.1960)
Am 1.8.1960 fielen in Westerland in zwölf Stunden 96,6 Liter Regen pro m² und setzte unter anderem die Kjeirstraße bis zum Kirchenweg, Andreas - Nielsen - Straße, Trift und Teile der Norderstraße unter Wasser.

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Kreuzung Norderstraße - Brandenburger Straße vom Nordhedig aus gesehen.
Während der Sturmfluten 1962 und 1967 mussten die hier ansässigen Geschäfte (z.B. Broderius und Bäckerei Schwennsen) mit Sandsäcken gesichert werden, weil Spritzwasser vom Strandübergang Brandenburger Straße her durch die Straßen lief.

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Der “Ringhoog” im Nordosten von Westerland

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Blick vom “Ringhoog” über die Dächer von Westerland bis nach Hörnum

Die Wenigen, die auf Sylt noch Friesisch verstehen, kennen die Bedeutung des Wortes Kiar. “Bi Kiar” in Wenningstedt heißt nicht “Bei der Kirche”, wie mal jemand meinte, sondern “Beim Teich”. Manchem dämmert vielleicht trotz der ungewöhnlichen Schreibweise die Bedeutung des Straßennamens Kjeirstraße. Nach alten Ortsplänen von Westerland befand sich hier und auf dem heutigen Bahnhofsgelände ein Teich (Kiar). Hier sammelte sich früher das Wasser von der höheren, nördlich und östlich gelegenen Geest. Wohl erst in den Zwanzigerjahren wurde dieses Gelände trocken gelegt und überbaut. Bei extrem starken Regenfällen, wie sie alle paar Jahre vor allem im Sommer vorkommen, ist de Kiar plötzlich wieder da, jedenfalls für kurze Zeit. Daran wird möglicherweise auch eine verbesserte Entwässerung nichts ändern. Die auch im Norden und Osten der Stadt Westerland immer dichter werden Bebauung und damit einhergehende Bodenversiegelung wird diese Erscheinung wohl noch verstärkt haben.

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Der tiefste Punkt in Westerland, die Einmündung der Kjeirstraße in den Kirchenweg

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Ortsplan von Westerland um 1860.
Dort, wo sich damals Wester- und das Ostersiek befanden, ist heute das Bahnhofsgelände.
(Unter Siek versteht man ein feuchtes Niederungsgebiet, dieser Begriff war auf Sylt eigentlich nicht gebräuchlich)

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