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Das Biikebrennen heute

In allen Inselorten werden ab Januar große Haufen aus Reisig und alten Tannenbäumen errichtet. Am Abend des 21. Februar gibt es Fackelzüge, die Biiken werden entzündet, es werden Reden gehalten und friesische Lieder gesungen. Dann isst man traditionell Grünkohl, den Mutter natürlich immer noch am besten zubereiten kann. Am 22. Februar, dem Petritag, haben die Sylter Kinder schulfrei. Die Schulen veranstalten an diesem Tag den Petritanz.

Doch das Biikebrennen ist immer weniger ein Fest der einheimischen Jugend. Die friesischen Lieder und Ansprachen verstehen nur noch wenige. Seit etwa drei Jahrzehnten wird das Biikebrennen als touristische Attraktion vermarktet. Jedes Jahr kommen über zehntausend Gäste auf die Insel, um das  Ereignis mitzuerleben. Gleichzeitig erleben Kinder und Jugendlichen auf Sylt das  Biikebrennen immer weniger als ihr Fest, das es tradionell  eigentlich ist. Wie eine Umfrage der Sylter Rundschau vor einigen Jahren zeigte, ist das Interesse bei den Jugendlichen daher eher gering (Siehe Artikel der Sylter Rundschau unten)

Die Biiken in den Norddörfern und in Tinnum im Jahr 2001 waren Beispiele dafür, wie dieses Fest zur Werbeveranstaltung für die Insel verkommen ist. Dies zeigte besonders die Rede des Gastredners Staatssekretär Rüdiger von Plüskow in Tinnum, der sich darüber wunderte, wie viele Kinder es doch noch auf Sylt gibt und das Biikebrennen für eine Veranstaltung der heidnischen Norddeutschen hielt. Nun ja, was kann man von einem Preußen, der aus Kiel nach Nordfriesland kommt anderes erwarten? Wir Friesen haben schlimmeres überstanden.

Kurios ist, was sich Umweltschützer vor einigen Jahren einfallen ließen. Sie wollten das Biikebrennen in Nordfriesland als illegale Abfallbeseitigung verbieten lassen.
 

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Biike in List 2009

Nicht mehr die Feier der Sylter

SYLT(ich)

Was hält die Sylter Jugend vom jahrhundertealten Biikebrauch? Das wollten wir am Rande der C.-P.-Hansen-Jugendpreisverleihung im Schulzentrum von fünf zehn- bis 16jährigen wissen.

Die von uns befragten Schüler waren sich einig, daß das nordfriesische Traditionsfest im Prinzip eine gute Sache sei. Aber die Älteren mokierten sich über die wachsende Zahl von Urlaubern, die die Einheimischen an vielen Feuerstapeln zahlenmäßig überholt haben.

Die beiden Wenningstedter Youngster, Sonja Fitschen und Jasmin Callies, sind sich einig, daß die Biike alle Jahre wieder eine spannende Angelegenheit ist. Vor allem freuen sich die Zehnjährigen darüber, daß in diesem Jahr ihre in der Norddörfer Schule gebastelte Strohpuppe über der Biike thront.

Auch der 15jährige Carsten Bernau hält viel davon, treu zur Biike zu pilgern. Dabei hat es dem Westerländer das Feuer an der Tinnumburg besonders angetan: Die Biike da ist so schön gemütlich, und dort sind nicht so viele Touristen, meint er. Zur guten Tradition seiner Familie gehört es, daß Oma zu Hause stets für den Grünkohl sorgt. Und der schmeckt so gut, wie nirgendwo anders, davon ist ihr Enkel felsenfest überzeugt.

Cindy Altmann hat mit ihren 14 Jahren überhaupt keine Beziehung zur Biike mehr. Für sie stellt sich der Winterbrauch als großes Touristengeschäft dar. Dennoch geht die Hörnumerin ebenfalls zur Biike am Campingplatz. Allein schon deshalb, weil sie als Mitglied der Jugendfeuerwehr Brandwache hält. Der Teenager findet es dann am 22. umso lustiger, mit ihresgleichen den Petritag im Alten Kursaal zu feiern.

Birte Mungard meint, die traditionellen Feuerstapel am 21. Februar seien mittlerweile schrecklich. Sie ärgert sich: Das ist längst nicht mehr das Fest der Insulaner, das es früher mal war. Die Touristen machen alles kaputt. Dennoch kann Birte ansonsten einigermaßen damit umgehen, daß es auf der Insel meistens mehr Urlauber als Sylter gibt. Das ist ja auch gut so für die ganze Insel. Aber für die Traditionspflege ist es aus ihrer Sicht nicht in Ordnung, daß auch an den Biiken die Fremden dominieren.

Jasmin Callies, 10. Cindy Altmann, 14. Carsten Bernau, 15. Birte Mungard, 16.

Sylter Rundschau vom 20.02.1999