Bis zur Eingliederung Schleswig-Holsteins in das Königreich Preußen 1867 war das Listland eine reichsdänische Enklave
und gehörte zum Amt Ribe, während das übrige Sylt zum Herzogtum Schleswig gehörte und dem Amt Tondern unterstand. Das erklärt sich möglicherweise aus der Tatsache, dass die Lister Reede der
beste Ankerplatz zwischen der Elbmündung und Skagen war, über den sich der dänische König die unmittelbare Kontrolle sichern wollte. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es 1644 im Lister
Tief zu einer Seeschlacht zwischen einer holländisch-schwedischen Flotte und drei dänischen Linienschiffen, in deren Verlauf die holländisch-schwedische Flotte vernichtend geschlagen wurde.
Aus dieser Seeschlacht soll sich der Name Königshafen ableiten. Vielleicht beschreibt der Name Königshafen aber die Besitzverhältnisse. 1681 wurde eine königliche Zollstation eingerichtet,
die einige Jahre später aber wieder aufgegeben wurde.
List, das nördlichste Dorf Deutschlands, erhielt sein heutiges Ortsbild durch umfangreiche Baumaßnahmen der Wehrmacht
Ende der Dreißigerjahre. Das Dorf bestand früher nur aus zwei Gehöften und etwa acht bis zehn weiteren Häusern. Entlang der Alten Dorfstraße findet man heute noch den Osthof der Familie
Diedrichsen und einige andere Gebäude, wie zum Beispiel den Alten Gasthof.
Östlich des alten Ortskerns entstand bereits während des ersten Weltkriegs ein Seefliegerhorst, der in den
Zwanzigerjahren als Verkehrsfliegerschule genutzt und Ende der Dreißigerjahre für die Luftwaffe erheblich erweitert wurde. Zu dieser Zeit wurde auch der Lister Hafen angelegt sowie die
Kaserne und Wohnungen für Wehrmachtsangehörige gebaut. Von den Militäranlagen am Hafen ist heute nur noch wenig zu sehen, da sie nach dem Krieg durch die britischen Besatzungstruppen
gesprengt wurden. Einer der großen Hangars wurde demontiert und diente zum Bau der Kieler Ostseehalle.
Im Süden des Ortes und an der Blidselbucht entstanden Mitte der Sechzigerjahre die Ferienhaussiedlungen Meelhörn und
Sonnenland des Herrn Dr. Hiesam. Glücklicherweise bleib List aber von weiteren Bauvorhaben des Dr. Hiesam verschont.
Eine besondere Attraktion ist das in Deutschland einmalige Dünengebiet im Listland mit seinen Wanderdünen, das heute
noch einen Eindruck von der Gestalt der Sylter Landschaft in früheren Zeiten vermittelt, als die Sanddünen noch nicht mit Strandhafer bepflanzt waren. Fast das gesamte Listland steht unter
Naturschutz und darf daher nicht betreten werden. In den letzten Jahren gibt es aber Bemühungen, einigen Wanderwege anzulegen. Auf der Westseite findet man lange Sandstrände, die auch in der
Hauptsaison nicht überlaufen sind.
Hauptanziehungspunkt, bei vielen Syltern nicht besonders beliebt, ist aber der Hafen mit seinen Imbissbuden und
den Ausflugsschiffen der Adler Reederei. Vor dem Neubau des Hafens von Havneby am Südende der dänische Insel Rømø wurden im Lister Hafen während der Sommermonate Krabben angelandet und
von hier per Kühlwagen auf das Festland gebracht. Seit 1964 gibt es eine Fährverbindung nach Rømø , die gern als Alternative zum Autozug genutzt wird. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger (DGzRS) hat seit 1955 hier einen Seenotrettungkreuzer stationiert, der rund um die Uhr in Bereitschaft steht. Heute wird der Hafen vor allem vom Lister Yacht Club genutzt.
Von November 2003 bis Juni 2004 wurde der Hafenbereich vollständig neu gestaltet. Die alten Buden wurden abgerissen und
durch neue Gebäude ersetzt und die Tonnenhalle zu einem Ladenzentrum umgebaut.
Ganz im Norden der Insel Sylt befindet sich die Halbinsel Ellenbogen. Bis zur Ellenbogenspitze führt eine etwa 5 km
lange mautpflichtige Privatstraße. Für Wanderer ist die Straßenbenutzung kostenlos.
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