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Das Biikebrennen am 21. Februar

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Biike in Westerland 1977

Über das traditionelle Biikebrennen gibt es verschiedenen Legenden, die aber im wesentlichen durch den Sylter Chronisten C. P. Hansen überliefert wurden. Sie besagen, dass das Biikebrennen  ein alter heidnischer Brauch zur Austreibung des Winters sei. Später sollen die Sylter Seeleute mit der Biike verabschiedet worden sein, wenn sie zum Walfang aufbrachen. Dies geschah tatsächlich aber erst Mitte März. Vor einigen Jahren wollte mir jemand erklären, dass das Biikebrennen eine Erfindung der Nazis sei, was allerdings Blödsinn ist, obwohl die Nazis auch dieses Brauchtum für ihre Zwecke nutzten.

Der Westerländer Kapitän Henning Rinken erwähnt das Biikebrennen in seiner Sylter Chronik von 1843 nur kurz:

... So wie die Kirchspiele durch das Läuten der Glocke, so wurden die Harden durch Feuerbaken, Bieckenbrennen zusammengerufen. ...” 
(Henning Rinken, Chronik betreffend der Insel Sylt, Hrsg.: Karl Schmidt-Rodenäs, 1992)

Boy Peter Möller gibt in seinem Söl’ring Uurterbok von 1915 für das Wort Biike folgende Erklärung:

Biiki, älter Biiken ... das am Abend des 21. Februar alljährlich auf den friesischen Inseln angezündete Feuer, zur Vorfeier des Petritages (vgl. Pidersdai), ursprünglich wohl Opferbrand, später auch Warnungsfeuer, wenn Gefahr drohte, jetzt in der Hauptsache nur alter Brauch und Kindervergnügen. In alter Zeit wurde das Bikenfeuer auf den Thinghügeln angezündet, namentlich zur Einleitung des Things, jetzt auf irgendeinem Grab- oder Malhügel, z.B. in Keitum auf dem Tipkenhügel.”

Tatsächlich ist es zumindest fraglich, ob vor Mitte des 19. Jahrhunderts auf Sylt überhaupt ein Biikebrennen stattfand. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Brennmaterial war auf Sylt sehr knapp und kostbar und wurde dringend zum Heizen der Häuser benötigt. So wurden auf Sylt noch im 19. Jahrhundert Heideplaggen, Kuhdung oder Seetorf zum Heizen verwendet. C. P. Hansen vermutete selbst, dass die Biiken in früherer Zeit aus einem mit Stroh und Teer gefüllten Fass bestanden. Mitte der 19. Jahrhunderts lebte das Biikebrennen während der nationalen schleswig-holsteinischen Bewegung als Ausdruck nationaler Identität insbesondere auf den Inseln wieder auf.
Tatsache ist, dass der Petritag am 22. Februar (Kathedra Petri) neben dem 29. Juni (Peter und Paul) und dem 26. Oktober einer der drei Gerichtstage im Jahr war. An diesem Tag fällte der Sylter Rat als örtliche Gerichtsinstanz Urteile, die Seeleute handelten mit den Küstenschiffern die Passagen zu den Seehäfen aus, in denen sie Heuer suchen wollten und es war ein Festtag, insbesondere für die Jugend und die Kinder.  Dies fand 1867 ein Ende, nachdem Schleswig-Holstein preußische Provinz geworden war.

Das Biikebrennen und der Petritag bieben als Fest für die Kinder und als Ausdruck friesischer Identität erhalten.

Das Biikebrennen der Nordfriesen ist immaterielles Kulturerbe
Nachdem der Frasche Rädj (Friesenrat Sektion Nord) Ende November 2014 den Antrag gestellt hatte, gab die Kultusministerkonferenz am 12. Dezember 2014 bekannt, dass das Biikebrennen der Nordfriesen in das nationale Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde.

Biikebrennen heute

Zur Sylter Biike Homepage von Martin Borus

Biiken in Schwarzenbek 2015